In den Galerieräumen von Thomas Taubert ist derzeit mit „Medley“ eine Art Übersichtsschau zum Werk des in Düsseldorf lebenden Schweizers Thomas Stricker zu sehen. Die auf den ersten Blick ein wenig sperrig wirkenden Arbeiten lassen sich durch die Auseinandersetzung mit dem ungewöhnlichen konzeptuellen Ansatz des Künstlers entschlüsseln.
Denkt man an Skulptur, kommt einem vieles in den Sinn – außer Konzeptkunst. Und doch verfolgt Stricker diesen ungewöhnlichen Ansatz. Seine Skulpturen entstehen weder aus dem Bauch heraus, noch stehen sie in der Tradition eines Moore, Deacon oder Cragg. Die Skulptur, die bei Stricker letztlich am Ende eines Langwierigen Prozesses Steht, ist genauso wichtig, wie der Prozeß selbst. Skulptur als Handlung. Das ist auch der Grund, warum das häufig an organisch-geologische Formen angelehnte Endprodukt kein Hochglanzdesignobjekt ist, sondern eher die Visualisierung einer Idee. „108 skulpturale Fragen“, so bezeichnet der Künstler sein Vorhaben, den Möglichkeiten zeitgenössischer Skulptur nach zu gehen – ein Langzeitprojekt. Künstlerisch beschränkt er sich dabei keineswegs auf diesen Bereich, sondern arbeitet mit Sprache, mit Fotografie, Video und Webcam; er dokumentiert einzelne Werkphasen und stellt sie unter der Adresse www.meteoritenwerkstatt.de ins Netz.
In der Galerie Taubert gibt es nun diverse Projektmodelle zu sehen. „Und sie dreht sich doch“ war beispielsweise eine Arbeit für die Heilpädagogische Schule im Schweizer Ort Flawil, wo Stricker eine Art Meteoriten in einen Baum vor der Schule setzte. Das Modell zur Berechnung der Skulpturabmessungen steht neben einer an der Wand plazierten Fotodokumentation, in der u.a. zu sehen ist, wie das Objekt mit einem Kran in den Baum gehoben wurde. Viermalig Jahr wird nun ein Foto geschossen, welches zeigt, wie sich der Baum mehr und mehr der Skulptur bemächtigt.
Weiterhin ist eine Projektskizze nebst Modell zu „Das Land fließt wirklich“ ausgestellt. Ein virtueller Brunnen in der Stadt Düsseldorf ist mit einem vom Projektgeld finanzierten realen in einem kenianischen Dorf sozusagen gedanklich verbunden. Eine Installation durch den Mittelpunkt der Erde, durchaus mit sozialem Anspruch.
Strickers „skulpturale Frage 19/108“ wird vor Ort mit einem meteoritenähnlichen Gebilde beantwortet, in welchem Urlaubsdias auf die Kugelinnenfläche projiziert werden. Ein unwirklicher Ort der Ruhe, ein Rückzugsraum, gleichzeitig Residuum der Wünsche und der verklärten heilen Welt. Ansehen und nachdenken!